

Ausbildung trotz Handicap

07.12.2015 / BNW / Erfolge
Ausbildung trotz Handicap: Erfolgsgeschichte bei der Firma Hoklartherm
Das Unternehmen bildet derzeit einen Jugendlichen mit Lernbehinderung zum Metallfeinbearbeiter aus. Auch durch den Einsatz eines Inklusionslotsen aus dem Projekt Wirtschaft inklusiv, der alle Akteure an einen Tisch brachte, konnten bürokratische Hürden frühzeitig aus dem Weg geräumt werden.
Ausbildung und Handicap – wie erfolgreich beides einhergehen kann, hat ein Betriebsbesuch Mitte November bei der Hoklartherm GmbH in Apen gezeigt. Unter Beteiligung von „Wirtschaft inklusiv“ hatte der Arbeitgeberverband Oldenburg zum Arbeitskreis SCHULE-WIRTSCHAFT ins Ammerland eingeladen. Lehrer, Berufseinstiegsbegleiter, Vertreter der Wirtschaft und der Agentur für Arbeit informierten sich in diesem Rahmen zum Thema inklusive Ausbildung.
Das familiengeführte Unternehmen, das seit mehr als 30 Jahren Gewächshäuser, Überdachungen und Wintergärten herstellt, bildet derzeit einen Jugendlichen mit Lernbehinderung aus. Zu verdanken ist das auch Marcus Jeske vom Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft (BNW), der als Inklusionslotse im Projekt „Wirtschaft inklusiv“ Unternehmen berät.
Denn zunächst drohte der Ausbildungsvertrag an bürokratischen Hürden zu scheitern. „Der junge Mann hatte im Praktikum überzeugt, wegen des erhöhten Förderbedarfs schied eine reguläre Ausbildung aber aus“, berichtete Hoklartherm-Gründer Werner Hollander. Für die alternative Fachpraktikerausbildung fehlte dem Ausbilder aber die nötige Rehabilitationspädagogische Zusatzqualifikation (ReZA).
Jeske brachte Betrieb, IHK und Agentur für Arbeit an einen Tisch. Das Ergebnis: Auch ohne ReZA konnte die Ausbildung zum Metallfeinbearbeiter im Herbst 2014 beginnen – gefördert durch die Agentur für Arbeit, flankiert von Förderunterricht und begleitet von Sozialpädagogen.
Das Engagement des Unternehmens wird am 7. Dezember womöglich sogar mit dem Niedersächsischen Wirtschaftspreis 2015 belohnt, Hoklartherm gehört zu den Nominierten im Bereich inklusive Berufsausbildung. Der Firmengründer brachte es auf den Punkt: „Die Grundlage für den Erfolg ist die bewusste Entscheidung im Unternehmen, sich in diesem Bereich zu engagieren. Dazu brauchen die Betriebe aber auch gute Partner, denn alleine geht es nicht.“
Ähnliche Erfahrungen macht auch Jeske in seinen regelmäßigen Beratungen. Der Inklusionslotse zeigte auf, auf welche Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten Betriebe zurückgreifen können – und formulierte darüber hinaus Forderungen für eine optimale inklusive Ausbildung: "Entscheidend ist vor allem die Flexibilisierung des Ausbildungssystems." So müssten etwa Teilqualifizierungen zertifiziert werden, um Menschen mit Behinderung mehr Abschlüsse in anerkannten Ausbildungsberufen zu ermöglichen.